Nachbericht Frankreich-Austausch 2015 Bornheim-Troarn

fr_aust_2015Auch in diesem Jahr erlebten 25 Schülerinnen und Schüler des AvH-Gymnasiums einen ereignisreichen, kulturell bereichernden und sprachlich fördernden Austausch mit Schülerinnen und Schülern unserer Partnerschule, dem Collège Montgomeri in Troarn.

Über den ersten Teil des Austausches, der hier bei uns in Bornheim stattfand, haben wir bereits berichtet. Er wird nicht zuletzt wegen der zahlreichen gemeinsamen Aktivitäten und wegen des deutsch-französischen Abends im Forum mit den zahlreich erschienenen Austauschfamilien, dem reichhaltigen Buffet und den zahlreichen Schüler-Vorführungen sowie der ausgelassenen Party im Anschluss in guter Erinnerung bleiben.

Mit Blick auf den neuen Austausch im Jahr 2016 möchten wir heute zurückblicken auf das, was die Austauschgruppe in der Woche des 15.-22. Mai in Frankreich erleben durfte und denjenigen, die Interesse an einer solchen interkulturellen Begegnung haben, ein wenig Vorgeschmack bieten auf das, was in 2016 auch für sie möglich sein kann.

Die deutsche Schülergruppe wurde am 15.Mai von allen französischen Familien, dem Direktor M. Chaillon sowie dem organisierenden Lehrerteam, bestehend aus Mme. Lererbourg, Mme. Jeanne und M. Auvray, herzlich im Collège in Troarn empfangen.

Mme. Jeanne, die Deutschlehrerin, hatte mit ihren Schülern eine aufwendige Ausstellung mit Fotos und Texten zum vorausgegangenen Aufenthalt in Bornheim erstellt und nach einer herzlichen Empfangsrede des Direktors gab es Brioche sowie der Jahreszeit entsprechend frische leckere Erdbeeren als Snack.

Die deutschen Schülerinnen und Schüler wurden im Anschluss von ihren Gasteltern ins Wochenende entführt und erlebten unterschiedliche gemeinsame Aktivitäten, die sie teilweise im Vorfeld selbstständig geplant hatten.

Am Montag, dem 18.5.2015, begann dann das offizielle Programm mit der obligatorischen Geschichtsstunde des charismatischen M. Auvray, der auch die ärgsten Geschichtsmuffel mit Interesse für die Ereignisse während der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 erfüllen konnte. Diese auf Deutsch gehaltene Geschichtsstunde des französischen Geschichtslehrers diente der unmittelbaren Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Besichtigung der Landungsstrände unweit von Troarn sowie auf die Besichtigung der Militärfriedhöfe. Diese Besichtigung sollte am Dienstag, d.h. dem folgenden Tag, stattfinden.

Frau Gesellchen bekam an diesem Montag zudem Gelegenheit, in andere Deutschklassen der Schule zu gehen und Werbung für den Frankreichaustausch zu machen sowie mit kleinen Spielen und Dialogen zum Deutschreden anzuregen. Seit Jahren befindet sich in Frankreich die deutsche Sprache auf dem Rückzug, sodass es notwendig wird, verstärkt Werbung für das Fach zu machen und das Bewusstsein für die geschichtlich und kulturell gewachsene Verbindung zwischen Deutschen und Franzosen zu wecken. Durch verschiedene gezielte Werbungsmaßnahmen in Troarn und in Bornheim konnte in den vergangenen zwei Jahren sichergestellt werden, dass sich genügend Schüler und Schülerinnen auf beiden Seiten für den Austausch anmelden. Im letzten Jahr konnte so zum einen die Gesamtteilnehmerzahl auf 25 Schülerinnen und Schüler gesteigert werden und auf deutscher Seite musste sogar ein Losverfahren stattfinden, weil es zu viele Anmeldungen gab. Tant mieux!

Die deutschen Austauschschüler konnten an diesem ersten Montag zudem in der Schulkantine das frz. Essen kosten und im Anschluss den Nachmittag im nah gelegenen malerischen Cabourg am Meer verbringen, bei dem das Wetter mitspielte.

Der Dienstag, der ganz im Zeichen der Konfrontation mit der deutsch-französischen Geschichte und dem zweiten Weltkrieg stand, war der für viele deutsche Schülerinnen und Schüler sicherlich emotional packendste und auch anstrengendste Tag:

Im Cinéma circulaire, dem 360°-Kino in unmittelbarer Nähe der Plages du débarquement, tauchten die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von Originalbildern und –tonaufnahmen in die Stimmung vor, während und nach der Landung der Alliierten ein. Nachmittags besichtigte die Schülergruppe dann den amerikanischen und den deutschen Soldatenfriedhof der Region – ein sehr bewegendes und bedrückendes Erlebnis! Die Schülerinnen und Schüler bekamen im Verlauf des Tages immer wieder Gelegenheit, ihre Eindrücke zu verbalisieren, Fragen zu stellen und das heutige Verhältnis von Deutschen und Franzosen vor dem Hintergrund dieser historischen „Feindschaft“ zu reflektieren. Einträge in das Reisetagebuch zeigen immer wieder, dass die deutschen Schülerinnen und Schüler diesen Tag als besonders einschneidend erleben und erst durch diesen Tag nachfühlen können, wie verhärtet die Fronten zwischen Deutschen und Franzosen zur Zeit des zweiten Weltkrieges waren.

Am Mittwoch, den 20.5.2015, widmete die Austauschgruppe ihre Aufmerksamkeit einer demgegenüber eher banalen, aber für die Landeskunde wichtigen Attraktion: der Käseproduktion in der Normandie: Die deutschen Schülerinnen und Schüler durften in der Käserei Graindorge für sie mehr oder weniger ungewohnte Geschmacksrichtungen von Käse, hierbei z.Bsp. Camembert, Neufchâtel und Livarot, probieren. Zuvor gab es eine Führung durch die Käserei mit Erklärungen zur Fabrikation, die die deutschen Französischlehrerinnen übersetzten.

Donnerstag, der 21. Mai, stand wieder im Zeichen einer gemeinsamen Unternehmung Deutscher und Franzosen: der Besichtigung des touristisch bekannten Mont-Saint-Michel.

Neben der Besichtigung des Mont mit seinen kleinen Gässchen, der Abtei, zahllosen Boutiquen, Cafés und Restaurants stand am Nachmittag die erstmals mit einem Führer organisierte Wattwanderung auf dem Programm: die Gruppe machte sich barfuß auf in die Bucht des Mont-Saint-Michel, die nur bei Ebbe und somit zu gewissen Zeiten sicher durchquert werden kann. Dabei durchquerten die Schülerinnen und Schüler unter großem Vergnügen und teilweise bis zur Hüfte im Wasser stehend Priele oder Abschnitte der Bucht, die Treibsand enthalten und in denen man sich unter Aufsicht des ortskundigen Führers unter großem Gekreische teilweise bis zum Bauch einsinken lassen konnte. Die Unternehmung war ähnlich wie der deutsch-französische Abend in Bornheim sehr bereichernd für die Gruppendynamik, da Deutsche und Franzosen in gemischten Gruppen Spaß zusammen hatten und sprachliche Hürden keine Rolle spielten.

Am Abend dieses letzten Tages zeigten sich die französischen Gastgeber nochmal von ihrer besten Seite, denn sie hatten eine Abschiedsparty organisiert.

Tags darauf, am 22.5.2015, hieß es dann erstmal wieder: Au revoir et à bientôt! und die ein- oder andere Abschiedsträne wurde vergossen.

Alles in allem war das Programm in Frankreich dieses Jahr wieder ein gelungener Mix aus Landeskunde, Geschichte und Kultur und wird so Manchem sicherlich auch weiter der Motivation für das Fremdsprachenlernen dienen.

Von uns deutschen Lehrerinnen erstmal noch ein GRAND MERCI an das organisierende Team in Troarn und viele Grüße aus dem Rheinland!!! Gros bisou!

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Gesellchen (organisierende Lehrerin des F-Austauschs 2014/2015)